Freitag, 2. März 2007

We are the Mods, we are the Mods!



Der Löwenanteil des Jobs ist erledigt, und so könnte man meinen, ich würde mich jetzt mal intensiver mit meinen Notizen beschäftigen, aber heute gehts auf Reisen über's Wochenende, also gibt's dann doch nur ein Häppchen. Aber diesmal ein bisschen ausformulierter.

Ich weiß nicht mehr genau, in welchem Jahr das stattgefunden hat, wahrscheinlich '89. Meine Kumpels Bodo und Guido, auch Mods, wollten gemeinsam ihren Geburtstag feiern und haben nicht nur ihren Freundeskreis eingeladen, sondern auch Mods und Rude Boys aus dem Ruhrgebiet und der näheren Umgebung. Das ganze fand in einem mietbaren Partyraum über dem Getränkehändler Weber in Wesel statt. Damals gab's ziemlich viele Keilereien in Wesel zwischen den einzelnen Subkulturen, und so waren die Väter von Bodo und Guido auch da, zum Aufpassen. Irgendwann tauchten ein paar der Weseler Rockabilly-Gang auf, die Typen, die auch schon meinen Geburtstag überfallen hatten. Ein paar Witzbolde griffen sich die Minifrikadellen vom Buffet und befeuerten den Feind von oben. Was dann kam war wirklich abenteuerlich: ich weiß nicht, wie die es geschafft haben, und wie den Vätern das entgehen konnte, aber sie kletterten außen an der Fassade hoch (!), über die Reklameschilder, die da hingen und standen plötzlich im Fenster! Zuerst nur einer, der sofort den Gastgeber Guido angriff, und ihn mit einem Tritt ausknockte. Wirklich tragisch, zumal Guido die Freundlichkeit in Person ist, und harmlos wie nur irgendwas. Guidos Bruder stürzte sich mit einem Stuhl auf den Unhold und drosch ihm diesen ganz westernmässig über den Rücken. Der zweite Billy stand schon im Fenster, aber Dominik warf von der Seite einfach das Fenster zu und so segelte der Typ wieder runter. Der erste Eindringling wurde dann auch noch irgendwie verjagt. Große Aufregung, Krankenwagen rufen, denn Guido war ohnmächtig.
Als sie ihn dann weggebracht haben, staute sich langsam die Wut, besonders weil es nun wirklich den Harmlosesten von allen erwischt hatte. Die Party wollte danach selbstverständlich nicht mehr so richtig in Gang kommen. Aber plötzlich bemerkte jemand dass, die Bande zurück war und vor dem Haus herumlungerte. Die Frikadellen-Artillerie legte aufs Neue los, bis jemand rief, die kaufen wir uns, für Guido. Also alle runter, aber die beiden Väter hatten schon das Lamellenrollo herabgelassen, wahrscheinlich ursprünglich um uns vor denen zu schützen, aber ich bin mir sicher, dass dadurch an diesem Abend Schlimmeres verhindert worden ist. Der Mob hatte eine Stinkwut. So blieb uns nichts als hinter dem Schutzwall zu stehen und unsere Feinde anzugrölen. Wir hielten uns an den Schultern und sangen 'We are the mods, we are the mods', die Rockabillys fanden das wahrscheinlich witzig, diesen Chor ohne Gesichter anzuhören, die Väter hatten wahrscheinlich Schiss, und ich erinnere mich, dass ich mich glücklich fühlte. Geschlossen und integriert. Teil einer Bewegung. Wie in Quadrophenia.

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